Wustweiler Brief 2010

Hallo, Ihr Lieben in Nah und Fern,

kaum zu glauben, aber schon ist ein ereignisreiches Jahr 2010 fast wieder vorbei und damit ist es an der Zeit, mit der 27. Auflage des Wustweiler Briefes unseren „Ehemaligen“ liebe Weihnachtsgrüße zu überbringen.

Es gibt auch für das Jahr 2010 viel Neues zu berichten. Viel Interessantes, Schönes und Unterhaltsames hat sich in unserem Dorf zugetragen. Aber leider liegen Freud und Leid manchmal näher zusammen als es uns recht ist. So haben wir uns alle sehr über eine kleine Schar von neuen Erdenbürgern gefreut, aber leider haben uns auch liebgewonnene Menschen für immer verlassen; darunter drei Menschen, die in den vergangenen Jahrzehnten das kulturelle Leben unseres Dorfes maßgeblich beeinflusst haben.

Wir trauern um Rudi Marx, Richard Schöneberger und Josef Sander.
Rudi Marx war mehr als ein Vierteljahrhundert lang Heimat- und Kulturpfleger unseres Ortes und genauso lange hat er den von ihm initiierten „Wustweiler Brief“ geschrieben. Er war tief im Dorfleben verwurzelt und, wie unser Bürgermeister Armin König in seinem Nachruf schrieb, das Gedächtnis von Wustweiler, der Archivar, der Bewahrer. Er war der unermüdliche Motor des kulturellen Lebens im Dorf, ohne den es Wustweiler Erfolgsgeschichten wie das Dorffest oder „Unser Dorf soll schöner werden“ nie gegeben hätte, ohne den der „Faasend“ und den „Ischele“ ein Stück gefehlt hätte, ohne den es auch in Illingen keinen Rosenmontagszug gäbe. Sein großes Engagement wurde im Jahr 2008 mit der Verleihung der Bundesverdienstmedaille gewürdigt. Wir trauern um einen wunderbaren Freund und Mitmenschen.
Richard Schöneberger gehörte lange Jahre dem Arbeitskreis Heimatkunde an und war dort u. a. Mitautor des Buches “Wustweiler, ein Dorf im Wandel der Zeit”. Seine Leidenschaft aber galt der Ahnenforschung in unserem Dorf. Durch seine akribische Arbeit in diesem Bereich gelang es ihm, ein einmaliges Zeitzeugnis in Form eines gigantischen Werkes über die Wustweiler Ortsfamilien von 1705 bis 1900 zu schaffen, das in der Reihe „Deutsche Ortssippenbücher“ im Cardamina Verlag Susanne Breuel erschienen ist.
Mit Josef Sander verlieren wir nicht nur unseren langjährigen Rektor der Grundschule Wustweiler, der über einen Zeitraum von 36 Jahren Generationen von Wustweilern Kindern das Lesen, Schreiben und Rechnen beibrachte, sondern auch einen engagierten und der Heimat verbundenen Mitbürger. Er war ebenso wie Richard Schöneberger Mitautor des Buches “Wustweiler, ein Dorf im Wandel der Zeit” sowie weiterer Heimatbücher. Josef Sander war insbesondere im katholischen Bildungswerk unseres Dorfes über viele Jahre die treibende Kraft und hat mit großem Engagement und Weitsicht zur kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklung unseres Dorfes beigetragen.
Nach dieser traurigen Einleitung des Briefes fällt es schwer, unsere Kirche und den Friedhof zu erwähnen, ohne dass es einen bitteren Beigeschmack hat. Trotzdem wollen nach vorne blicken, nicht zuletzt um das Wirken der oben Genannten fortzuführen und in Ehren zu halten.
Seit Mitte des Jahres gibt es auf unserem Friedhof drei sehr schön gestaltete Urnenstelen, die sich harmonisch in die würdevolle Umgebung des Friedhofs einfügen.
Auch die Sanierungsarbeiten am Glockenturm unserer Kirche gehen zügig voran und werden wohl im Laufe des kommenden Jahres abgeschlossen sein. Allerdings bleibt die Frage, wie oft denn künftig die Glocken noch läuten werden, da unser Pastor im kommenden Jahr  in den Ruhestand gehen wird und unsere Kirchengemeinde sich nach der Strukturreform des Bistums einen Pastor mit Humes, Uchtelfangen und Wiesbach wird teilen müssen.
In diesem Jahr jedenfalls haben wir schon eine Möglichkeit zur würdigen Verwendung unserer Kirche gefunden. Im März und Oktober fanden zwei beeindruckende Orgelkonzerte statt. Im März gelang es der lettischen Ausnahmeorganistin Iveta Apkalna ihr Publikum an unserer Gaida-Orgel zu verzaubern und Armin Lamar aus Saarlouis stand ihr bei seinem Konzert im November in nichts nach.
Aber was auch immer aus unserer Kirche wird, für alle Fälle wurde dieses Jahr schon einmal unsere Pastor-Schulz-Straße mit Mitteln des Konjunkturpaketes saniert. Und wo wir gerade bei Kirchen sind, leider wurde auch die evangelische Kirche auf dem Hosterhof geschlossen. Allerdings konnten die Räume der ehemaligen Kirche einem anderen guten Zweck zugeführt werden, denn inzwischen beherbergt die ehemalige Kirche den gemeinnützigen Verein „Die Tafeln“,  der sich um die Bedürftigen unserer Gemeinde kümmert.
Auch wenn wir bei der einen oder anderen Entscheidung nur Zaungäste waren,  so konnten wir doch manches Mal dem Glück ein wenig nachhelfen. Bei dem vom Saarländischen Rundfunk ausgerichteten Spiel „Unser Dorf ganz groß“, in dem verschiedene Dörfer in einer Art Live-Quiz gegeneinander spielten, wurde unser Dorf durch den Kindergarten mit Verstärkung vertreten und konnte ganz groß absahnen. In mehreren Runden gelang es, für den Kindergarten einen Gewinn von mehr als 3.000 € einzuspielen.
Der ein oder andere wird sich auch noch an das alte Bauernhaus an der Ecke Bahnhofstraße Kreuzstraße erinnern. Nachdem sich leider über viele Jahre hinweg kein Käufer für das unter Denkmalschutz stehende Bauernhaus aus dem Jahr 1806 gefunden hatte, wurde das Haus nun in diesem Jahr im Rahmen des Melanie-Projektes (Modellvorhaben zur Eindämmung des Landschaftsverbrauchs durch Innerörtliche Entwicklung) abgerissen. Da gleichzeitig „em Schoole Peter sei Elternhaus“, das ebenfalls unter Denkmalschutz steht, von einem engagierten Restaurator saniert wird, konnten so eine Vielzahl von alten Steinen, Ziegeln und Stürzen an anderer Stelle wieder verwendet werden.

Wie man unschwer aus den obigen Zeilen ablesen kann, ist unser Dorf in ständiger Bewegung. Es gibt Aufs und Abs, manchmal ist der Anlass traurig, Gott sei dank öfter schön. Und immer stehen die Menschen im Vordergrund, mal als Individuum, mal als Gruppe im Verein oder einer Interessensgemeinschaft. Und die „Arbeit“, die in den über 30 Vereinen und Interessensgemeinschaften geleistet wird, ist für unser Dorf essentiell, sozusagen das Salz in der Suppe des Dorflebens.
So hat auch in diesem Jahr der Verein „Lausbubendorf e.V.“, haben eine Vielzahl von engagierten und selbstlosen Mitmenschen Spenden gesammelt und haben sich einige Hartgesottene viele Male auf den beschwerlichen Weg nach Rumänien gemacht.
Es hinterlässt ein gutes Gefühl zu wissen, dass es auch bei uns Menschen gibt die helfen, einfach so, ohne im Rampenlicht stehen zu müssen. 
Auch unser „Wustock“-Festival widmet sich auf eine ganz besondere Weise dem sozialen Zweck. Unter dem Motto „Ich will Musik, will Spaß und Tanz“ ging im August wieder drei Tage lang bei bestem Wetter die Post ab; und das alles für einen guten Zweck. Dieses Jahr konnten dank des Engagements einer ganzen Heerschar von freiwilligen Helfern 13.580 € an Spenden übergeben werden, womit sich  die Gesamtspendensumme inzwischen auf mehr als 107.000 € beläuft.
Aber es gibt noch andere „Erfolge“ der Vereine zu vermelden.
Es hat sich ja bereits im vergangenen Jahr angedeutet und tatsächlich, die SV Germania Wustweiler ist in der abgelaufenen Spielzeit Meister der Kreisliga A geworden und nach jahrelanger Abstinenz wieder in die Bezirksliga aufgestiegen.

Und auch bei der Schützenbruderschaft gab es ein nahezu historisches Ereignis zu feiern. Nach 49 Jahren!!! stellt unsere Schützenbruderschaft erstmals einen Bezirksschützenkönig oder genauer gesagt eine Bezirksschützenkönigin.  Es brauchte schon das zielsichere Auge von Tanja Schuhmacher (em Stibb sei Schwiegertochter) um diesen Titel endlich in unser Dorf zu holen.

Ein schöner Erfolg war auch das traditionelle „Rommelkobbschnitze“ bei dem es  dank der tatkräftigen Unterstützung unserer Feuerwehr im Spätherbst gelang, ein Lächeln auf die Gesichter vieler Kinder zu zaubern. Wir wollen auch im nächsten Jahr die ein oder andere vergessene Tradition wieder aufleben lassen. Wir möchten mit den Kindern wieder wie früher Drachen basteln und fliegen lassen – vielleicht mit traditioneller High-Tech. Und vielleicht feiern wir auch wieder eine „Martini-Kerb“.

Wo wir gerade beim Feiern und Tanzen sind; auch unsere Senioren waren in orts- und grenzüberschreitender Mission aktiv. Unser Pensionärverein hat zusammen mit Tanzgruppen aus dem Illtal und unserer Partnergemeinde in Woustviller mit einem gelungenen Tanznachmittag gezeigt, dass auch unsere lieben Alten noch gut in Form sind.

Wir haben aber nicht nur gefeiert, „geschaffd hamm ma aach wadd“. Beim „Tatort Dorfmitte“ haben wir die Grillhütte vor der Halle komplett restauriert und auch zwei neue Holzbänke zusammengebaut und aufgestellt.

Wir bräuchten weitere 10 Seiten um das gesamte Vereinsleben angemessen zu beleuchten, aber im Zeitalter von World Wide Web wollen wir lieber auf die Seiten www.wustweiler.illingen.de und www.wustweiler.com hinweisen, wo man das Dorf- und Vereinsleben in Vergangenheit und Gegenwart jederzeit nachlesen kann.

Und wo wir gerade beim Internet sind, wir wollen uns natürlich auch nicht der elektronischen Versendung unseres „Wustweiler Briefes“ per E-Mail verschließen. Deswegen hier unsere Bitte an diejenigen, die diesen Brief in elektronischer Form erhalten wollen, uns ihre E-Mail-Adresse an die E-Mail-Adresse unseres Ortsvorstehers hans-dieterschwarz@gmx.de zu senden.

Eine erfreuliche Neuigkeit noch zum Schluss; nachdem das Amt des Heimat- und Kulturpflegers aufgrund der Erkrankung von Rudi Marx leider für längere Zeit verwaist war, konnten wir vor kurzem mit Bernd Spaniol einen zurückgekehrten „Ehemaligen“ für dieses Amt gewinnen.

Im kommenden Jahr 2011 werden wir wieder in der Zeit vom 17. – 20. Juni unser Dorffest feiern. Das Dorffest steht dieses Mal unter dem Motto „Unser Dorf in Bewegung“ wobei wir uns historisch, kulturell und nicht zuletzt sportlich in vielen Facetten durch Wustweiler bewegen wollen. Wir würden uns sehr freuen, dieses Dorffest gemeinsam mit Euch zu feiern und möchten Euch daher schon jetzt zu diesem einmaligen Fest einladen. Alle Informationen rund um das Dorffest könnt Ihr ab Januar 2011 ganz aktuell auf der Seite www.dorffest-wustweiler.de nachlesen.
 
Wir wünschen Euch, stellvertretend für alle „Wuschdweila“, eine gesegnete Weihnachtszeit, einen guten Rutsch ins neue Jahr und ein glückliches, friedliches und erfolgreiches Jahr 2011.

 

Wustweiler, im Dezember 2010

 

 

Hans-Dieter Schwarz

Bernhard Schmidt

Bernd Spaniol

Ortsvorsteher

Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins

Heimat- und Kulturpfleger

Wustweiler Brief 2010 download als PDF Datei