Wustweiler Brief 2002

Wustweiler, im Dezember 2002

 

Hallo, Ihr Lieben in Nah und Fern,

seit fast zwanzig Jahren gibt es diesen Brief zur Jahreswende. Weit über zweihundert Exemplare werden verschickt, nach gar nicht weit weg innerhalb des Saarlandes, in viele Teile Deutschlands, nach Frankreich, Spanien, die  USA und nach Australien. Wustweiler grüßt mit diesem Brief seine ehemali-  gen Bewohnerinnen und Bewohner. Gerne würden wir sie alle – ausnahmslos – grüßen, nur: Nicht jede Adresse ist uns bekannt. Wir sind da schon auf Hin- weise von Bekannten, Verwandten oder auch Betroffenen selber angewiesen. Unser Gruß aus der alten Heimat kommt pünktlich und er kommt wieder von Herzen. Auch dieser Brief soll wieder eine Brücke  sein!
Vor wenigen Wochen haben im Illinger Kulturzentrum, der „Illipse“ saarländische Heimattage stattgefunden. Es hat nicht überrascht, dass es zum Thema „Heimat“ vielerlei Deutungen und Erklärungsversuche gegeben hat. Da Heimat viel mit Gefühl zu tun hat, ist das Ganze oftmals durchaus eine ver- schwommene Sache. Nach den Reaktionen in all den Jahren auf die Wustwei- ler Briefe lässt sich allerdings eindeutig sagen: Für Viele spielt die „alte Heimat Wustweiler“ nach wie vor eine wichtige Rolle. Das gilt auch dann, wenn ein Besuch dort nach längerer Abwesenheit durchaus ernüchternd sein kann, weil das „Bild der Erinnerung“ nicht gefunden wurde, weil es nicht mehr da war.   Wer berücksichtigt, dass nirgendwo „die Zeit stehen bleibt“, der wird dies auch dem Ort der Kindheit und Jugend zugestehen.
„…in die Heimat kommen, ist wie eine Türe, die aufgeht.“. Dies ist ein Zitat aus einem bemerkenswerten Film des Bayerischen Rundfunks. Wir, die Verfasser des Wustweiler Briefes, wünschen allen, die von irgendwoher in dieses kleine Dorf Wustweiler auf Besuch zurückkommen, dass es diese Türe  gibt.

In einer kleinen Hommage an ihr Dorf schreibt die aus der Kreuzstra ße stammende Christiane Maurer-Saar: „Sie dachte an ihre Leute und daran, dass sie sie schon bald wieder sehen würde. Sie zählte auf dem Kalender die Tage ab und erkannte, dass sie nur noch vier Mal schlafen müsste. Wie Kinder die Tage bis Weihnachten zählen, so zählte sie die Tage, bis sie sich in ihr Auto setzen und in ihr Dorf fahren würde. Auch wenn der Weg lang war. Er wurde ihr nicht lang, wenn sie zu ihren Leuten fuhr.“

…zu ihren Leuten. Diese wunderschöne Umschreibung für Heimat verbinden  wir mit dem Wunsche, dass jeder Adressat dieses Briefes „seine Leute“ hat, in Wustweiler und natürlich auch dort wo das heutige Zuhause  ist.

Während wir wieder einmal Glück hatten, von Unwettern verschont geblieben sind, sah das nur wenige Hundert Kilometer anders aus. Die Elbe-Flut brachte für viele Not in für uns nur schwer vorstellbarem Ausmaße. Vielerlei Hilfe gab  es und auch aus Illingen packten dreizehn THW-Leute bis hin zur physischen und psychischen Erschöpfung mit an. Wenige Wochen vorher feierte Wustwei- ler sein Dorffest. Viele Menschen haben gestaltet, haben mitgefeiert. Dabei waren auch erfreulich viele ehemalige Bewohner. Zum achten Male ist es ge- lungen, die Qualität des Festes zu erhalten. Die Hälfte des gemeinschaftlichen Erlöses wurde für soziale Zwecke zur Verfügung gestellt. In diesem Jahre flossen Gelder in die Finanzierung der Orgel, in weitere Projekte der Heimat- kunde und es gab eine Spende für einen durch die Flut geschädigten Kinder- garten in Meißen.

100 Jahre wurde der Obst- und Gartenbauverein. Für das kommende Jahr ist die Feier des Jubiläums vorgesehen. Der Schachclub wurde 50  Jahre  und  zum ersten Male Meister! Die St. Barbara Bruderschaft vollendete in einer be- achtlichen Gemeinschaftsleistung ihren Stollennachbau.

Im August  wurde die Statio „Dominus Mundi“ in der Waldstraße eingeweiht.  Sie beherbergt eine ganze Fülle wertvoller Kunstobjekte aus mehreren Jahr- hunderten. Mittwochs und sonntags ist die Statio für die Öffentlichkeit zugäng- lich. Davon wird rege Gebrauch gemacht. „Von überall her“ kommen die Leute zu dieser Stätte religiöser Kunst. Gleichzeitig soll es ein  Haus  der  Einkehr, zum Innehalten sein, so die Initiatoren, Edmund und Ursula  Meiser.

In den letzten Monaten des Jahres fand und findet eine ganze Fülle „hochka- rätiger“ Veranstaltungen im musisch-kulturellen Bereich statt. Es begann mit einer kirchenmusikalischen Andacht der Kirchenchöre aus Wustweiler und unserem Partnerdorf Woustviller, setzte sich fort mit einem  Liederabend  des MGV 1881, einem Theaterabend, einem Abend voller Musik zu Gunsten des Kinderhilfswerkes „Terre des Hommes“, dem Orgelkonzert am 10. November und schließlich dem Adventskonzert des Musikvereins am dritten Advent. All dies war ein quantitatives und vor allem qualitativ hochwertiges Angebot.  Schön, dass so manch vertrautes Gesicht von ehemaligen Bewohnern zu entdecken war!

Am 6. November war der 70. Jahrestag der Grundsteinlegung unserer Kirche „Herz-Jesu“. Zu diesem Jahrestag brachte der Arbeitskreis Heimatkunde einen Kirchenführer heraus. Das zwanzigseitige Faltblatt informiert das Dorf und seine Gäste über die Historie und macht auf die Kunst in unserer Pfarrkirche aufmerksam. Der Kirchenführer ist in einer Auflage von 1.000 Exemplaren er- schienen. Wer ihn beziehen möchte: bitte einen kleinen Brief schicken und ei- ne Briefmarke im Werte von 1,53 € beifügen. Im Internet ist der Kirchenführer ebenfalls zu finden. Das Besondere dabei: Weltweit sind die Glocken und die Orgel der Wustweiler Kirche zu hören:  http://home.t-online.de/home/ri.chard/

Unsere Orgel wurde nochmals besser! Sie wurde auf 35 Register  erweitert. Beim Orgelkonzert am 10. November waren die Besucher, darunter viele „Leute vom Fach“, begeistert. Josef Still, Domorganist und Orgelsachverständiger des Bistums Trier hat anlässlich der Abnahme der Orgel formuliert  „Die Orgel  ist klanglich, konstruktiv und handwerklich sowie hinsichtlich der verwendeten Materialien von bester Qualität.“ Dies ist ein großes Lob für Orgelbauer Thomas Gaida und seine Helfer.

Liebe „Ehemalige“, wir haben uns wieder einmal stellvertretend für die Leute unseres Dorfes bei Euch gemeldet. Den längst versprochenen „Wanderführer durch Wustweiler“ fügen wir als kleines Geschenk bei. Euch Allen wünschen  wir aus Wustweiler

gesegnete Weihnachten und ein gutes, friedvolles Jahr  2003!

 

 

 

Hans-Dieter Schwarz
Rudi Marx Bernhard Schmidt
Ortsvorsteher Heimat- und Kulturpfleger Vors. Heimat- u. Verkehrsverein

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