Wustweiler Brief 2006

Wustweiler, im Dezember 2006
Hallo, Ihr Lieben in Nah und Fern,

während wir hier im Ill-Hügelland Jahr für Jahr auf Weiße Weihnachten hoffen und sie manchmal auch bekommen, müssen zwei der Adressaten des „Wustweiler Briefes“ Hitze ertragen. Keine Spur von Schnee in Australien, der südlichen Erdhalbkugel! Wie könnte es auch anders sein, mitten im Hochsommer. Es ist übrigens kein „normaler“ Sommer. Australien muss die schlimmste Dürre seit hundert Jahren verkraften. Dennoch wird auch dort in diesem Jahre die Geburt Jesu gefeiert, zum gleichen Zeitpunkt wie bei uns in Wustweiler.

Aus Wustweiler schicken wir Grüße nach Australien, Norwegen, Italien, Frankreich und in etliche deutsche Bundesländer, einschließlich dem Saarland. Wo sie auch sind, unsere Ehemaligen: Wir fühlen uns verbunden!
Nachdem unser Dorf im Sommer 2005 seine Schule verloren hat, heißt es, sich auch im inzwischen zweiten Schuljahr, gewöhnen an die neuen Verhältnisse. Immerhin gibt der Kultusminister zu, der Schulweg sei „etwas“ weiter und die Klassen größer geworden. Gleichwohl stehe das Saarland im Bundesdurchschnitt immer noch „gut da“. Es ändert nichts daran: Die Schule im Dorf, sie fehlt.
Die demographische Entwicklung geht auch in Zukunft an unserem Dorfe nicht vorbei. Vor wenigen Tagen hat eine engagierte Veranstaltung mit guten Ideen stattgefunden. Dranbleiben muss man an ihnen. Ob die Geburtenzahlen auch wieder nach oben gehen? Auf die Hoffnung darf man bekanntlich nie verzichten. Die „Rahmenbedingungen“ müssen weiter verbessert werden. Das Ja zum Kind muss gewichtiger werden. Ein Land ohne Nachwuchs hätte keine Zukunft.

Die neue Nutzung des Gebäude in der Pastor-Schulz-Straße 14 ist ein Teil unserer Gegenwart. Sie kann sich sehen lassen. Da ist im oberen Trakt die Volkshochschule Illingen eingezogen und im Erdgeschoss werkeln daneben die Foto- und Filmleute und sind Jugendräume entstanden. Auch das untere Gebäude wird sinnvoll genutzt. Das dient dem Vereinsgeschehen und damit dem gesamten Dorf, wenn man etwa an musisch-kulturelle Aktivitäten denkt. Auch einen neuen sportlichen Aspekt gibt es. Die St. Hubertus Schützenbruderschaft hat sich einen lang gehegten Wunsch erfüllt und einen Schießstand geschaffen, der funktional gelungen und zu einem behaglichen Treff geworden ist.

Das alte Spritzenhaus wurde gründlich saniert und ist ein besonderer Blickpunkt unseres Dorfes, ein gelungenes Werk! Nach seiner Nutzung durch die Feuerwehr war es lange eine vorzügliche Kelteranlage. Inzwischen verfügt das Haus sogar über Schulungsräumlichkeiten.

Seit dem 25. Mai 1906 dienst das Haus Jägerstraße 31 als Forsthaus. In diesem Jahre ist die Försterfamilie ausgezogen und wohnt nun im eigenen Heim. Das Haus am Ende der Langwies wird weiter zu Forstzwecken genutzt. Hoffentlich bleibt es so. Für das Haus mit seiner Scheuer, den Stallungen, dem wunderschönen Innenhof wäre es zu wünschen. Dem Vernehmen nach wird es in guten Händen bleiben.

Als sei die Besieglung der Partnerschaft mit Woustviller gerade erst gestern gewesen, sind doch schon zehn Jahre vorbei. Ende August und Anfang September wurde der runde Geburtstag hüben und drüben miteinander gefeiert. Auf dem Bestehenden aufzubauen und Neues anzulegen, wird eine der Aufgaben in der Zukunft sein.

Auf dem Haberfeld sind die neuen Bewohner eingezogen und gestalten nach und nach auch ihr Wohnumfeld. Es ist jetzt schon ein schmuckes Wohngebiet. Neue Baugebiete soll es in Zukunft so gut wie nicht mehr geben. Stattdessen sollen Baulücken geschlossen und leer stehende Häuser wieder bewohnt werden, so die Vorgaben der Landesregierung. Wie auch immer: Bezahlbar muss das Ganze sein, auch für jüngere Familien.

Der älteste Verein unseres Dorfes, der Männergesangverein 1881 wurde 125 Jahre alt. Das seltene Jubiläum wurde gebührend gefeiert. Nicht ganz so alt, aber älter selbst gedacht, nämlich 85 Jahre, wurde der SPD Ortsverein Wustweiler. Auch dieser Geburtstag wurde in silvollem Rahmen begangen. Wustock, die großartige Benefizveranstaltung, fand 2006 eine wunderschöne Fortsetzung. Ein imposantes Spektrum bot auch die dritte Handwerker- und Gewerbeausstellung.

Eine junge Sportlerin vom Schwimmclub Illingen mach regelmäßig auf sich aufmerksam. Sie ist 17, heißt Ines Biehler und wohnt auf dem Brückenfeld. In Berlin wurde sie in ihrem Jahrgang Deutsche Vizemeisterin. Wir freuen uns mit der jungen Sportlerin, ihrer Familie und dem Heimatverein.

Gehen wir gedanklich noch einmal in die südliche Hälfte unseres Planeten, nach Australien. Da soll es doch tatsächlich Leute geben, die Weihnachten kurzerhand in den Juli verlegen und ganz im europäischen Stil feiern. Es ist davon auszugehen, dass unsere zwei Ehemaligen dort nicht dazu gehören.

Das War es schon wieder – für heute. Doch das Wichtigste kommt noch: Wir erhoffen für Euch und uns eine gute Zeit und wünschen – stellvertretend für die Leute unseres Dorfes –

 

gesegnete Weihnachen und ein gutes, friedvolles Jahr 2007!

 

gez. Hand-Dieter Schwarz              gez. Rudi Marx                                          gez.Bernhard Schmidt

Ortsvorsteher                                   Heimat u. Kulturpfleger                            Vorsitzender

                                                                                                                                         Heimat- u. Verkehrsverein

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Rudi Marx                                                                      Wustweiler im Dezember 2006 Heimat- und Kulturpfleger

Liebe Empfänger des Wustweiler Briefes,

es ist die 23. Ausgabe der Post aus der alten Heimat, die nun angekommen ist. Es ist zugleich die Letzte unter meiner Redaktion. Zum Jahresende 2006 werde ich das 1983 übernommene Ehrenamt „Heimat- und Kulturpfleger“ an den Ortsrat zurückgeben. Ich hoffe sehr, dass sich jemand bereit findet, der ab 2007 die Aufgaben übernimmt.

Eine Aufgabe ist im Jahre 1984 gewissermaßen entstanden. Ich meine den Wustweiler Brief. Ihn zu schreiben und als gemeinsame Post des Ortsvorstehers und des Vorsitzenden vom Heimat- und Verkehrsverein zu verschicken, hat mir viel Freude bereitet. Manche der Adressaten kennen den Brief schon seit Langem. Andere wiederum bekommen ihn zum zweiten oder dritten oder gar zum ersten Mal. Es gibt keine amtliche Adressen-Informationen. Die Absender des Briefes sind auf Informationen der betroffenen ehemaligen Bewohner bzw. deren Angehörigen, von Bekannten, Freunden, ehemaligen Nachbarn usw. angewiesen.

In all den Jahren seit 1984 gab es immer wieder Reaktionen auf den Brief. Da gibt es „treue Seelen“, die sich regelmäßig melden. Es gibt Andere, von denen gelegentlich zu hören ist und wieder Andere, von denen es bisher keinerlei „Rückmeldung“ gegeben hat. In allen Fällen hoffen die Absender, dass die Post aus Wuschdweila willkommen ist. Bis heute hat sich jedenfalls noch keiner gegen sie „gewehrt“.

Dreiundzwanzig Mal eine Text zu überlegen, der dann hinaus „in die Welt“ verschickt wird, das war jedes Mal Herausforderung und Erfüllung zugleich. Dabei ist der Brief nie an einem Tag entstanden. Vielmehr ist er als Manuskript im Laufe des Jahres gewachsen.

Die Idee, an ehemalige Bewohnerinnen und Bewohner einen Brief zu schreiben, ist nicht meine „Erfindung“. Es war ein gutes Beispiel, das mich dazu anregte!
Der St.Ingberter Ortsteil Hassel grüßt in ähnlicher Weise seine Ehemaligen. Dort gibt es bereits die 34. Auflage des Briefes.

Ich hoffe sehr, dass es nach der 23. Ausgabe unsere Post auch die Folgen 24 und mehr geben wird. Eine solche, vielen liebgewordene, Einrichtung kann ein Dorf nicht so einfach aufgeben. Davon gehe ich auch nicht aus.

Auch nach meiner Amtszeit werde ich in unserem Dorfe präsent sein und aktiv bleiben. Ich wünsche uns Alle eine gute Zeit.

Ihr / Euer Rudi Marx

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